| Marathon - die letzten 2,195
        km | 
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Herbert Steffny
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Wer
läuft die letzten 2,195 km am schnellsten?
(12.10.2009,
aktualisiert zuletzt am 27.3.2020)
Wer ist im Marathon-Finale der/die Schnellste? Die
        verflixten letzten 2,195 Kilometer!
        Mancher ist froh das 40 Kilometer Schild passiert zu
        haben. Über diesen letzten Abschnitt hangelt man sich
        irgendwie noch durch. Kaum zu glauben, dass die Elite
        hinten raus oft noch gewaltig beschleunigen kann oder in dies in einem Sprintfinale tun muss wie Lawrence Cherono über 500 Meter gegen Lelisa Desisa in Boston 2019. Genau
        genommen aber, wer im Marathon am Ende mächtig zulegen kann,
        hat sein Rennen nicht richtig eingeteilt, denn Gleichmäßigkeit ist Trumpf! Aber in
        taktischen Rennen, wo es nur auf den Sieg ankommt, fällt
        die Entscheidung oft erst im Finale, wo mancher Läufer
        erst die Keule auspackt oder in Aussicht auf einen
        Streckenrekord oder eine Zeitprämie noch mal alles
        raushaut. Die Weltrekordrennen von Radcliffe, Kimetto, Gebrselassie oder Makau waren jedenfalls gleichmäßiger
        und am Ende eben nicht am schnellsten. Doch Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. 
 Eine Ausnahme bildet Eliud Kipchoge, der in Berlin 2018 bei seinem echten Weltrekordrennen (2:01:39 Stunden) im Alleingang tatsächlich noch mächtig zulegen konnte! Auch Im inoffiziellen 1:59er Kunstrennen von Wien
im Oktober 2019 rannte der Meister sogar mit 6:04 Minuten den
schnellsten Abschitt aller Zeiten, aber mit Unterstützung ausgewechselter Tempomacher bis ins Finale,
also natürlich nicht regelkonform. Auch Haile Gebrselassie lief bei seinen eher
        gleichmäßig gelaufenen Weltrekorden 2007 und 2008 in
        Berlin auf den letzten 2,195 km den letzten Abschnitt  wie Kipchoge ganz
        alleine! Das zeigt erneut die Klasse von Kipchoge und Gebreselassie. Der Äthiopier Kenenisa Bekele lief 2019 in Berlin
den entscheidenen  Schlussteil einige Sekunden langsamer und
verpasste um nur zwei Sekunden in 2:01:41 Stunden den Weltrekord von
Kipchoge. Ronaldo da Costa,
der eigentümliche "Eintagsfliegen-Weltrekordler" aus Brasilien lief in
2:06:05 Stunden in Berlin 1998 ebenfalls sensationell den
Schlussabschnitt im Alleingang. Aus welchem Becherchen dieser
wundersame Läufer, der so schnell weg war, wie er kam, allerdings
getrunken hatte, ist mir unbekannt. Martin
        Lel war ein Meister des Endspurts,
        den man schon vorher los werden muss, was aber nicht
        immer einfach ist. Der zu früh verstorbene kenianische
        Olympiasieger Samuel Wanjiru bezog in
        fünf Marathons von seinem Landsmann die einzige
        Niederlage. Ein ähnlich starker Finisher war Wilson Kipsang. Der zweifache Frankfurt
Marathonsieger verfehlte 2011 trotz 6:12 Minuten im Finale den Weltrekord in Frankfurt um knappe vier Sekunden, um dann 2013 in Berlin
mit 6:11 Minuten den Sack am Ende zu zu machen (Weltrekord in
2:03:23 Stunden). Dabei verpasste er übrigens Eliud Kipchoge, der
damals Zweiter wurde, seine einzige bisherige Niederlage! Auch in
London 2014 flog Lel im Finale in flotten 6:17 Minuten zum Sieg. Den besten
        Schlusssprint legte - abgesehen von der oben genannten Leistung Kipchoges - bisher regelkonform der Kenianer Geoffrey
        Mutai hin. Beim Eindhoven Marathon 2009
        hämmerte er die letzten 2,195 Kilometer in nahezu
        unglaublichen 6:05 Minuten herunter! Schon 2008
        zertrümmerte er dort mit 6:10 Minuten regelrecht die
        Konkurrenz im Finale. Das Potential des 28-Jährigen
        schien damit noch nicht ausgereizt, denn gleichmäßiger
        laufend müsste er über die Gesamtstrecke noch deutlich
        schneller sein. Das tat er dann auch beim Rotterdam
        Marathon 2010, wo er mit einem schnellen Schlussabschnitt
        von "nur" 6:17 auf immerhin 2:04:55 Stunden
        lief. Doch in diesem Rennen fand der Spurterkönig seinen
        Meister im Halbmarathon Spezialisten Patrick
        Makau,
der mit 6:10 auf den letzten 2,195 Kilometern noch schneller war und in
2:04:48 Stunden vor Mutai siegte. Vom damals eigentlich marathonunerfahrenen Makau konnte
man in einem gleichmäßigen Rennen ebenfalls noch mehr erwarten... vielleicht
sogar den Weltrekord (...was er in Berlin 2011 dann auch in 2:03:38
Stunden schaffte s.u.)! Geoffrey Mutai bestach auch auf kürzeren
Distanzen mit einem sensationellen Finale. So knöpfte er bei den Crossmeisterschaften in Kenia 2011 der ultrastarken Konkurrenz ganze
        35 Sekunden über die letzten 2.000 Meter ab! In Boston 2011 zeigte
        Mutai dann was er im Marathon kann, allerdings windunterstützt und auf dem nicht bestenlistenfähigen Bergabkurs. Er
        lief mit 2:03:02 Stunden die bis dahin schnellste je gelaufene
        Marathonzeit. Patrick Makau dagegen verbesserte
        "legal" wie vorhergesagt den Weltrekord in Berlin 2011
auf offiziell gültige 2:03:38 Stunden. Vor Mutai war Stefano Baldini bei seinem Olympiasieg 2004 in Athen der Schnellste in 6:06 Minuten im Finale (Danke für diesen Hinweis an Richard Schuhmacher! ;-)).
Es war trotz hoher Temperaturen von fast 30 Grad ein gewaltiger
Steigerungslauf (30 auf 40km bereits in 29:46min!), bei dem der von
einem mental gestörten Zuschauer von der Strecke geschubste Vanderlei
de Lima aus Brasilien die Führung verlor, aber letztlich noch als
Dritter einkam. Bei den Frauen gedopte Sprinterinnen! Bei den
        Frauen wundert es nicht, dass Paula Radcliffe
        gleich mehrfach vertreten ist. Allerdings hätte ihr Irina
        Mikitenko in Berlin 2008 bei ihrem starken
        Finale beinahe den ersten Rang abgelaufen. Aber eine war
        noch schneller. Die Russin Liliya Shobukhova
        rannte beim Chicago Marathon 2009, wo sie Irina Mikitenko
        im Finale regelrecht deklassierte, fast unglaubliche 6:36
        Minuten *, eine Zeit, die wenige Elite-Männer
        normalerweise unterbieten könnnen. Das deutete
        natürlich darauf hin, dass sie eigentlich viel schneller
        Marathon laufen könnte. Beim London Marathon 2010 gewann
        die Russin dann auch in einer viel schnelleren Zeit von
        2:22:00 Stunden, aber damals immer noch mit dem zweitschnellsten
        Finale aller Zeiten in 6:53 Minuten und 2011 lief sie in Chicago den letzten Abschnitt nur minimal
        schneller, allerdings diesmal ihre Bestzeit mit 2:18:20
        Stunden. Zweimal legte die Kenianerin Rita Jeptoo in Boston 2013 und 2014
ein schnelles Finale hin. Mit jeweils 6:51 Minuten deklassierte sie die
Konkurrenz und war fast so schnell wie die Männer im Finale.*  * Liliya Shobukhova wurde am 29.4.2014 des Dopings überführt und alle Leistungen ab 2009 gestrichen... Tja, und Rita Jeptoo erging es genauso! Doping-bereinigt ist also Mary Keitany´mit 6:51 Minuten von London 2012
die bisher schnellste Finalistin. Brigid Kosgei hämmerte 2019 in
Chicago zu einem neuen Weltrekord in 2:14:04 Stunden! Sie lief fast
zwei gleich schnelle Hälften und legte im Finale aber nochmals zu 6:53
Stunden war dann gegenüber dem Durchschnittstempo von 3:12/km nochmals
eine Steigerung um 4 Sekunden und das ohne Tempomacher im Schlussteil! ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 
        
      Nachfolgend die
        mir bekannten schnellsten Endzeiten in min:sec von 40km
        bis zum Ziel in der Hoffnung, dass die Zeitmessung und die Lage der Matten bei km 40 korrekt war. In Berlin 2019
(und auch 2018) z.B. lag die 40k Matte nicht korrekt. Die in den
Ergebnissen angegebene Zeit von Kenenisa Bekele von 6:11 min musste ich
um 3sec auf 6:14 korrigieren (Information Prof. H.Winter). Natürlich
bin ich mir bewußt, dass die Leistungen nur bedingt vergleichbar sind,
denn Gefälle, Rücken- oder Gegenwind auf diesem Schlußabschnitt können
die Zeiten maßgeblich beeinträchtigen. 
      (für Ergänzungen mit Quellenangabe bin ich dankbar!) Männer: 
 Frauen: 
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Artikel von Herbert Steffny
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