Hamburg Marathon 2008
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Hamburg Marathon 2008 mit Streckenrekord bei den Frauen
Deutsche verpassen Olympiaticket - Lichtblick bei Falk Cierpinski
(von Herbert Steffny am 28.4.2008 aus Hamburg)

Marathon Vortrag oder Workshop mit Herbert Steffny?

Etwas zu warm für die Freizeitläufer

Im letzten Jahr hatte der Hamburg Marathon Glück mit dem Wetter, während andere Marathons unter der unerwarteten Hitze im April litten. In diesem Jahr war bei der 23. Auflage des Rennens schon am Start um 9.00 Uhr klar, es würde deutlich wärmer werden. Positiver Nebeneffekt: sonniges Wetter mit Temperaturen bis zu 21 Grad lockte wieder zahlreiche Zuschauer an die Strecke. Laut Veranstalter sollen 800.000 Menschen am Streckenrand gewesen sein, womit jeder zweite Hamburger dort gestanden haben müßte. An diesem Trend zur sponsorenwirksamen Überhöhung von Zahlen nicht mitzumachen, erfordert viel Mut von einem Veranstalter. Während die Elite bereits im Ziel war, litten insbesondere die langsameren Läufer um die Mittagszeit und bis zum Zielschluss um 15.30 Uhr doch ein wenig unter dem sehr freundlichen Frühlingswetter. Nicht leicht für manche Teilnehmer weiterzulaufen, angesichts der nicht wenigen bei gedecktem Tisch vor der eigenen Haustüre bei Sekt und Lachsbrötchen brunchenden Zuschauer. In der Endphase mußte man schon eine eiserne Moral besitzen, um sich nicht auf dem kürzesten Weg in eine angrenzende Gartenwirtschaft zu begeben und die Laufschuhe gegen ein Alsterwasser oder kaltes Weizenbierglas einzutauschen. Die Stimmung am Streckenrand war wie in Hamburg gewohnt enthusiastisch. Brennpunkte waren wieder die Landungsbrücken und die Binnenalster, wo man auf einer Woge der Begeisterung durch ein ohrenbetäubendes Jubelspalier der Fans regelrecht getragen wird. Von kühlen Nordlichtern konnte keine Rede sein. Der NDR berichtete über das Event wieder in einer bunten Fernseh-Übertragung.

Neuer Start über die Reeperbahn

Neu war diesmal der Start am Millerntorplatz geradeaus und direkt über die Reeperbahn, dem Hamburger Vergnügungsviertel, wodurch sich ein flüssiger Start und keine Engpässe wie früher an einigen Kurven ergab. Die letzten Läufer waren nach 17 Minuten über die Starlinie gelaufen, schneller als im Vorjahr, so Renndirektor Wolfram Götz bei der Pressekonferenz. Ein Novum war auch die Startglocke, die Bürgermeister Ole von Beust betätigen durfte. Auf dem Kiez herrscht neuerdings Waffenverbot, was offenbar auch für die Startschusspistole eines Marathons gilt. Der Zielbereich, das "Runners Village" war statt wie früher in den Messehallen gleich daneben auf dem Heiligengeistfeld mit Verpflegungsständen, Kleiderbeutelabgabe, Marathonparty, Medaillengravur und Soforturkundenausgabe. Die Marathonmesse und Startnummernausgabe blieb dagegen in den Messehallen, endete aber bereits am Samstag. Von 16.915 Startern kamen 15.936 in Ziel, darunter 15.782 Läufer. Das sind rund 700 Läufer weniger als im Vorjahr, was an den höheren Temperaturen gelegen haben mag und auch die höhere Aussteigerquote von 5,8 Prozent erklärt. So registrierten die medizinischen Hilfskräfte in diesem Jahr auch rund doppelt soviele Einsätze wie 2007. Am Samstag gingen bereits rund 5.000 Jugendliche über das Marathonzehntel von 4,219 Kilometern auf die Strecke. Die Frauenquote ging von 19,5 auf 20,1 Prozent leicht nach oben. Das liegt minimal über dem Berlin Marathon (20%), der bisher die höchste Quote hatte. Die mittlere Finisherzeit bei den Frauen war 4:25 Stunden, bei den Männern 4:00 Stunden. 440 Männer und Frauen liefen unter 3:00 Stunden. Das entspricht 2,8 Prozent aller Finisher.

Julio Rey nur noch ein Schatten von früher

Der mit der Startnummer 1 ins Rennen gegangene vierfache Sieger Julio Rey aus Toledo hat offenbar (wie einige andere Spanier) seit 2006 das Laufen verlernt. Der 36-Jährige, der wegen Dopings bereits eine Zweijahressperre absitzen musste, soll zwar noch einmal ein dickes Antrittsgeld kassiert haben, kam aber als 16. in in 2:13:20 Stunden ganze 6:28 Minuten langsamer als sein Streckenrekord (2:06:52 Stunden von 2006) ins Ziel. Bei 25 Kilometern hängte er ab, bei 30 Kilometern, als die Spitzengruppe aus noch knapp 10 Läufern bestand, war der Spanier bereits über 200 Meter dahinter. Eine konstante Größe und Mitfavorit im Rennen war der dreifache Frankfurt Marathon Sieger Wilfred Kigen, der auch bis 35 Kilometer das Rennen mitgestalten konnte, aber dann zog sein Landsmann David Mandago davon und gewann in persönlicher Bestzeit von 2:07:23 Stunden, was ihn auf Platz 14 der diesjährigen Weltbestenliste katapultierte. Es war die zweitschnellste Zeit bisher in Hamburg. Dafür konnte er inklusive Zeitprämie 55.000 Euro kassieren. Wilfred Kigen wurde mit Startnummer 2 zum dritten Mal Zweiter in Hamburg. Dahinter konnte als Dritter der Äthiopier Tariku Jufar seinen Hausrekord um fast drei Minuten auf 2:08:10 Stunden verbessern. Der neue Hamburg König Mondago hatte als Sieger des Rom Marathons 2006 bisher eine Bestzeit von 2:08:38 Stunden. Obwohl er beim Peking Marathon bereits Zweiter und Vierter wurde, hat der 29-Jährige kein Chance für Olympia nominiert zu werden, denn in Kenia ist die Messlatte viel höher. Da kann man es sich leisten den Rotterdam Sieger (2:05:49 Stunden) William Kipsang und den Weltmeister Luke Kibet nur als Reserve zu nominieren.

Neuer Streckenrekord durch Timofeyeva

Im Frauenrennen lief die Russin Irina Timofeyeva ein einsames Rennen gegen die Uhr und für Olympia. Die bereits 38-Jährige, die 2006 auch den Paris Marathon gewinnen konnte, steigerte sich nicht nur auf persönliche Bestleistung von 2:24:14 Stunden, sondern stellte damit auch einen neuen Streckenrekord auf. Den hielten bisher zeitgleich die Deutsche Kathrin Dörre-Heinig (1999) und die Äthiopierin Robe Tola (2006) in 2:24:35 Stunden. Diese Zeit bedeutet Platz acht der diesjährigen Weltbestenliste zeitgleich mit Irina Mikitenko. Damit sollte sich die Russin für Olympia qualifiziert haben. Ihr Sieg und Streckenrekord wurde mit 50.000 Euro belohnt. Dahinter gab es erst einmal eine über vierminütige Lücke bis die Kenianerin Pamela Chepchumba in 2:28:36 als Zweite und die Äthiopierin Asha Gigi Roba als Dritte in 2:29:28 Stunden die Ziellinie überquerten. Zwischen 2:31 und 2:35 Stunden kamen weitere 10 Läuferinnen ins Ziel, darunter leider keine Deutsche.

Deutsche steigen aus oder verpassen Olympianorm

Für die Deutschen Marathonläufer brachte Hamburg keine neue Perspektive, die Top-Aspiranten auf einen Platz im Olympiateam Ulrike Maisch und Martin Beckmann stiegen frühzeitig aus. Ob beide es noch einmal in Düsseldorf oder Mainz versuchen werden bleibt offen. Einzig Falk Cierpinski, der Sohn des zweifachen Olympiasiegers Waldemar Cierpinski aus Halle machte von seiner Bestzeit von 2:19:06 (Berlin 2007) als 22. in 2:15:48 Stunden einen kräftigen Sprung nach vorne. Seine Stunde könnte in Berlin 2009 bei der WM kommen. Hier wird der Verband sicherlich ein Team nominieren und der Auftritt vor eigenem Publikum sollte für den früheren Triathleten eine besondere Motivation darstellen. Als kleine Motivationsspritze und Trainingsbeihilfe konnte Falk 3.000 Euro für den besten Deutschen und die deutsche Jahresbestleistung einstecken. Eine solide Leistung lieferte erneut der in Seattle/USA als Chemie Lehrer arbeitende Uli Steidl in 2:18:26 Stunden auf dem 25. Rang ab. Die Bestzeit von 2:13:56 Stunden stammt bereits aus dem Jahre 2000 in Pjönjang. Beste deutsche Frau wurde in 3:01:02 Stunden (brutto) als 23. die Lokalmatadorin Kirsten Nachtigall. Sie dürfte sich über einen unerwarteten Geldregen von 2.000 Euro gefreut haben. Hier fehlten natürlich zahlreiche Läuferinnen der zweiten Reihe wegen der deutschen Marathonmeisterschaft am kommenden Wochenende in Mainz.

Ältester Teilnehmer mit 82 Jahren

Der älteste Teilnehmer war der 82-jährige Dietrich Hohmann aus Boren in guten 4:53:24 Stunden auf dem 11.428. Platz. Winfried Schmidt aus Köln lief als Sieger der M60 mit 2:45:34 Stunden eine exzellente Zeit, dicht dahinter kam bereits der in derselben Klasse gewerterte Italiener Hermann Schaiter mit 2:46:55 Stunden ins Ziel. Eine gute Leistung lieferte erneut die blinde Läuferin Regina Vollbrecht aus Berlin ab. Die 29-jährige Sozialpädagogin gewann als Gesamt 61. im Frauenfeld die deutsche Blindenmeisterschaft in 3:20:18 Stunden und verfehlte damit bei warmem Wetter nur knapp ihren im Vorjahr aufgestellten Weltrekord für blinde Läuferinnen von 3:18:15 Stunden. Der Belgier Wim Declair konnte zum zweiten Male in Hamburg die Wertung der Handbiker für sich entscheiden. Der Filialleiter einer Bank benötigte 1:09:18 Stunden und stellte damit einen neuen Streckenrekord auf. Bei den Frauen gewann die Deutsche Andrea Eskau aus dem thüringischen Apolda in 1:21:08 Stunden bereits zum vierten Mal in Folge und qualifizierte sich für die Paralympics in Peking. Unter den Prominenten nahm der 49-jährige Tagesthemen Moderator Tom Buhrow die 42,195 Kilometer in Angriff. Er benötigte 5:11:48 Stunden, 45 Minuten länger als erhofft, aber Leisten- und Knieprobleme und auch eine Erkältung schraubten die Erwartungen schon im Vorfeld herrunter. Seine ersten Gedanken nach dem Zieleinlauf sollen "Grillwürste und fetter Hummer" gewesen sein, "auch wenn es dekadent klingen würde", so der TV Mann.

Julio Rey - Foto Copyright www.herbertsteffny.de
Grund zur Grübelei - Der Streckenrekordler und
vierfache Sieger Julio Rey ist weit von seinen
früheren Zeiten entfernt.
(Foto, Copyright Herbert Steffny)

Waldemar und Falk Cierpinski - Foto Copyright www.herbertsteffny.de
"Vater und Sohn Unternehmen" macht Fortschritt.
Waldemar und Falk Cierpinski können eine neue
Bestzeit feiern und auf 2009 hoffen.
(Foto, Copyright Herbert Steffny)

Martin Beckmann, Hamburg Marathon 2007 - Foto Copyright www.herbertsteffny.de
Olympiakandidat Martin Beckmann (30) stieg aus. 2007 war er in 2:15:22 bester Nichtafrikaner.
(Foto, Copyright Herbert Steffny)

David Mandago Hamburg Marathon Sieger (rechts) - Foto Copyright www.herbertsteffny.de
Tariku Jufar (links) und Sieger David Mandago
(rechts) haben nach dem Rennen scheinbar
nur noch Augen für das Bier des Sponsors.
(Foto, Copyright Herbert Steffny)

Besenwagen - Foto Copyright www.herbertsteffny.de
Und zu guter Letzt: Kurz vorm Besenwagen - Nina schafft es aber noch!
(Foto, Copyright Herbert Steffny)

Ergebnisse Männer:
1 David Mandago (KEN) 2:07:23
2 Kigen, Wilfred (KEN) 2:07:48
3 Tariku Jufar (ETH) 2:08:10
4 Tessema Abshior (ETH) 2:08:26
5 Sammy Kurgat (KEN) 2:08:55
6 Laban Kipkemboi (KEN) 2:09:46
7 Mesfin Adimasu (ETH) 2:10:23
8 Kiprotich Kenei (KEN) 2:10:33
9 Ahmed Baday (MAR) 2:10:59
10 Ketema Amensisa (ETH) 2:12:02
..
16 Julio Rey (ESP) 2:13:12
22 Falk Cierpinski (GER) 2:15:48
25 Ulli Steidl (GER) 2:18:26

Messieur Baguette, Michel Descombes auf Tour - Foto Copyright www.herbertsteffny.de
"Michel en Tour" - auch in Hamburg
(Foto, Copyright Herbert Steffny)

Ergebnisse Frauen:
1 Irina Timofeyeva (RUS) 2:24:14
2 Pamela Chepchumba (KEN) 2:28:36
3 Asha Gigi Roba (ETH) 2:29:28
4 Yesenia Centeno (ESP) 2:31:16
5 Seifu Mulu Seboka (ETH) 2:31:45
6 Rasa Drazdauskaite (LIT) 2:31:59
7 Nebiat Habtemariam (ERI) 2:32:04
8 Olga Rosseyeva (RUS) 2:32:10
9 Leonor Cameiro (POR) 2:33:15
10 Ayelech Worku (ETH) 2:33:19
...
23 Nachtigall, Kirsten (GER) 3:00:31

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